[DE |
EN |
FR |
JA |
ES |
KO |
PT]
Willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Georg's Brave GNU World.
Der Namenspate dieses Projektes, Ganesha, ist der Hindu-Gott der Weisheit, des Wohlstands und der Problembeseitigung. Ziel des Projektes [5] ist es, den Kindern der Shree Bachhauli Secondary school in Nepal ein GNU/Linux Netzwerk aus gespendeten Computern aufzubauen und Ihnen beizubringen, dieses zu benutzen und zu administrieren. Die Idee für das Projekt entstand während eines zweimonatigen Aufenthalts in Nepal gemeinsam mit Kuma Raj Subedi, der Lehrer an der Shree Bachhauli Secondary school ist.
Die Lage der Kinder in Nepal ist problematisch. Da sie arbeiten müssen, haben sie Schwierigkeiten, regelmäßig zur Schule zu gehen. Ohne solide Ausbildung fehlt ihnen jedoch eine echte Zukunftsperspektive, was letztlich dazu führt, daß auch ihre Kinder wieder arbeiten müssen.
Ganesha's Projekt versucht, einen Ausweg aus diesem Teufelskreis zu eröffnen, indem den Kindern Computerkenntnisse vermittelt werden, die es ihnen ermöglichen, am Informationszeitalter teilzuhaben und sie so in der Schule zu halten.
Geplant ist, zunächst die notwendigen Finanzen und Computer aufzubringen, um diese dann nach Nepal zu transportieren, wo das Netzwerk aufgebaut und die Software installiert wird. Dann soll zunächst einer Klasse der Umgang mit den Computern vermittelt werden, um dann den Computer-Pool allen Kindern unter Anleitung und Hilfe der ersten Klasse zugänglich zu machen. Neben der Benutzung von Computern soll dann auch Wissen über Web-Programmierung, Datenbanken, Netzwerke und Grafik vermittelt werden.
Neben der finanziellen Unterstützung benötigt das Projekt Netzwerkkabel, Computer, Netzwerkkarten, einen Video-Beamer, Drucker uvm. Auch englische Bücher über PHP, Netzwerke, MySQL, Shell Scripting usw. stellen eine große Hilfe dar.
Häufig wandern bei uns ausrangierte Rechner auf den Schrott. Sie stattdessen dafür zu verwenden, Kindern auf der ganzen Welt Zukunftsperspektiven zu eröffnen, erscheint mir eine deutlich sinnvollere Verwendung.
Natürlich existieren ähnliche Probleme auch an vielen anderen Orten der Erde. Daher versteht sich Ganesha's Projekt auch als Freie Software in dem Sinne, daß jeder zum Nachahmen und Mitmachen aufgefordert ist.
Es stünde zu überlegen, ob die Erfahrungen, Vorgehensweisen und Ideen in einer Art Projektbeschreibung unter der GNU FDL zusammengefasst werden könnten, um so eine Anleitung für die Hilfe zur Selbsthilfe zu erstellen, die es anderen erleichtert, ähnliche Projekte zu verwirklichen.
Von Raphael Hertzog und Stephane Casset stammt das Logidee-tools Projekt [6]. Aufgabe des Projektes ist, das Erstellen von Schulungen und ihre Konvertierung in druckfertige Dokumente bzw. Webseiten zu vereinfachen.
Geschrieben werden die Kurse als XML-Dokumente, die dann in eine Präsentation oder aber ein komplettes Trainings-Dokument umgewandelt werden. Dafür greift Logidee-tools letztlich auf eine XML DTD mit einigen XSL Files und Makefiles zurück. Als XSLT Prozessor wird dabei der xsltproc des GNOME Projektes eingesetzt.
Zielgruppe des Projektes sind alle, die Schulungen oder Präsentationen irgendeiner Art geben. Auch gerade professionelle Trainer sollten sich einen Blick auf dieses Projekt gönnen, da es eigens für ihre Aufgaben entwickelt wurden.
Das Projekt stammt aus der französischen Firma Logidee, die sich auf professionelles Training für Freie Software spezialisiert hat und dieses Projekt ursprünglich für den Eigenbedarf entwickelt hat. Als klar wurde, daß die Resultate auch anderen nützen könnten, wurden die Logidee-tools unter der GNU General Public License und die zugehörige Dokumentation unter der GNU Free Documentation License herausgegeben.
Die Dokumentation ist jedoch leider noch eine Schwachstelle, da sie augenblicklich nur in Französisch vorliegt, eine englische Übersetzung wird zwar gewünscht, ist aber augenblicklich noch nicht geplant.
HTMLDOC [7] hat einige Gemeinsamkeiten mit dem vorangegangenen Projekt. Auch bei HTMLDOC geht es darum, Texte möglichst einfach und umfassend verfügbar zu machen. Außerdem untersteht auch HTMLDOC der GPL und wurde von einem Unternehmen, in diesem Fall Easy Software Products (ESP), entwickelt.
HTMLDOC bedient sich HTMLs als Quellformat, in dem Texte geschrieben werden. Daraus können indiziertes HTML, PDF oder PostScript (Level 1, 2 oder 3) erzeugt werden. Für Kurt Pfeifle, der auch zu diesem Beitrag angeregt hat, ist dabei das überzeugendste Feature, daß die im HTML enthaltenen Links auch im PDF als Hyperlinks erhalten bleiben. Zwar kann dies neben dem proprietären Acrobat Reader nur das Freie Projekt xpdf verarbeiten, doch steht zu hoffen, daß sich das bald ändern wird.
Das "Linux Documentation Project" setzt schon seit einiger Zeit HTMLDOC anstatt der früher verwandten SGML-Tools ein, um seine HOWTOs in das PDF-Format zu wandeln. Es kann berechtigt festgestellt werden, daß HTMLDOC voll einsatzfähig ist.
In der kürzlich erschienenen Version 1.8.14 kam die Unterstützung für Acrobat 5.0-kompatible Dateien (PDF 1.4) hinzu, die es auch erlaubt, Dateien mit 128-Bit-Verschlüsselung zu erstellen. Zudem verbraucht es nun weniger Speicher und einige Probleme bei der Darstellung von Tabellen beseitigt.
Zur Geschwindigkeit sei gesagt, daß das aktuelle HTMLDOC-Handbuch mit 102 PDF- bzw. PostScript-Seiten und 17 Screenshots auf dem 500 MHz Pentium III von Kurt Pfeifle 4,0 Sekunden für die PostScript und 6,2 Sekunden für das PDF mit maximaler Komprimierung benötigt.
Dabei erlaubt HTMLDOC auch den Remote-Zugriff über Proxies oder verschlüsselte Verbindungen hinweg, um Webseiten zu PDF zu konvertieren. Das kann es durch Anbindungen an Shell, Perl, PHP, C und Java sogar als "Portal", dem Web-Adressen übergeben werden, um eine PDF-Version der angeforderten Seite zu erhalten. Ein Beispiel findet sich auf der Homepage von Easy Software Products [8].
Für die Benutzung auf dem lokalen Computer kann HTMLDOC über ein auf dem "Fast Light ToolKit" (FLTK) [9] beruhendes GUI oder aber die Kommandozeile gesteuert werden. Letzteres erlaubt auch den Einsatz in Batch-Jobs, um Prozesse zu automatisieren, wenn dies wünschenswert ist.
Dies sind nur einige Merkmale von HTMLDOC, um einen Eindruck zu vermitteln, tatsächlich es es bereits sehr ausgereift und erlaubt nicht nur den Zugriff auf Effekte beim Seitenübergang für PDF-Präsentationen, sondern auch die Definition von Titelseiten, Hintergrund-Bildern oder die Zusammenstellung von "PDF-Büchern" aus willkürlich zusammengestellten Webseiten.
Dabei ist HTMLDOC bemerkenswert portabel. Es läuft nicht nur auf GNU/Linux sondern auch IBM-AIX, Digital UNIX, HP-UX, *BSD, OS/2, Solaris, SGI-IRIX, MacOS X und MS Windows 95/98/ME/NT4/2000.
Pläne für die weitere Entwicklung beinhalten die Unterstützung für XHTML sowie eine erweiterte Stylesheet-Unterstützung, die die Übertragung der Blocksatz-Definitionen aus den HTML-Quellen ins PDF erlaubt, da dies bisher zu einem Flattersatz konvertiert wird (Anmerkung: dieses Problem ist seit dem Schreiben der Kolumne bereits gelöst worden).
Dies sollte jedoch niemand davon abbringen, einen Blick auf HTMLDOC zu werfen oder die PDF-O-Matic [8] auszuprobieren.
Das GNU Passwords On Card (POC) Projekt ist ein noch recht frischer Zuwachs zum GNU Projekt von Henning Koester. Da die endgültige GNU-Webseite von POC zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels noch nicht fertig ist, verweise ich zunächst auf die alte Homepage [10], bald sollte es aber möglich sein, GNU POC im normalen GNU Software-Verzeichnis zu finden [11].
Aufgabe dieses Programms unter der GNU General Public License ist es, Passwörter auf Smartcards zu verwalten. Der Sinn dürfte den meisten Lesern im Besitz von mehr als 5 Passwörtern relativ schnell ersichtlich werden - speziell, wenn einige der Passwörter nur ein oder zwei Mal pro Jahr benötigt werden.
Bisher behalfen sich viele Leute damit, die Passwörter auf Papier festzuhalten, sie auf der Festplatte ihres Computers zu speichern, oder aber Passwörter mehrfach zu verwenden.
Es ist eigentlich jedem klar, daß dies keine optimale Vorgehensweise ist, dennoch war vielfach nicht ersichtlich, wie dieses Problem umgangen werden sollte. Eine Lösung bietet GNU POC, indem es die Passwörter zusammen mit einer Beschreibung in verschlüsselter Form auf einer Smartcard speichert.
Augenblicklich unterstützt GNU POC nur I2C Memory Cards, doch es ist geplant, so viele Kartentypen wie möglich zu unterstützen. Daher ist eine Möglichkeit, GNU POC zu unterstützen, weitere Karten zur Verfügung zu stellen, damit diese ebenfalls unterstützt werden können.
Das nächste Projekt stand schon länger auf der Liste der für die Brave GNU World interessanten Projekte und ich bin froh, daß es endlich soweit ist.
Über Sketch [12] läßt sich ohne Übertreibung sagen, daß es das beste im Moment erhältliche freie Vektorzeichenprogramm ist.
Das Projekt wurde 1996 von Bernhard Herzog begonnen, der es seitdem weitestgehend alleine entwickelt. Mittlerweile ist Sketch bereits sehr stabil und unterstützt auch schon einige recht fortgeschrittene Features. So erlaubt Sketch beispielsweise Gradientenfüllungen, Überblendungen oder Maskierungen. Es ist auch möglich, alle Vektorobjekte, inklusive Text, in Kurven umzuwandeln.
Ein weiteres interessantes Feature ist die Möglichkeit, praktisch alle Objekte durch Verschiebung auf die Hilfslinien-Ebene als "magnetische" Hilfslinien zu verwenden. Natürlich zusätzlich zu den horizontalen und vertikalen Hilfslinien und dem Gitter.
Daß Sketch bereits einsatzfähig ist, beweisen die auf dem letzten GNU/LinuxTag erhältlichen Gimp-Pins, die Simon Budig mit Sketch angefertigt hat oder auch das Plakat des ersten Libre Software Meetings (LSM) in Bordeaux.
Sketch kann durch Skripte und Plugins in Python leicht erweitert werden. Da es selber in Python geschrieben wurde, haben Benutzerskripte dann automatisch vollen Zugriff auf alle Sketch-Objekte. Zudem kann Sketch über Plugins um eigene Import/Export-Filter sowie neue Objekttypen erweitert werden.
Python bot sich für Bernhard Herzog deshalb als Sprache der Wahl an, weil objektorientierte Ansätze für vektorbasierte Zeichenprogramme die natürliche Wahl sind und Python aufgrund seiner Flexibilität das Ausprobieren verschiedener Konzepte gegenüber C oder C++ deutlich vereinfacht. Sketch beruht also fast ausschließlich auf Python, nur einige Module sind in C geschrieben.
Unzureichend ist bei Sketch im Moment noch die nur eingeschränkte Textunterstützung sowie das Fehlen der Möglichkeit, Objektkoordinaten und -größe direkt per Hand festzulegen. Es steht jedoch zu erwarten, daß auch diese Mankos in absehbarer Zeit behoben sein werden.
Augenblicklich befindet sich Sketch in der Migration von Tkinter zu GTK, daher ist das unmittelbare Ziel die Vervollständigung der Migration und die Release der stabilen Version 0.8.
Langfristig soll Sketch ein vollwertiges, der proprietären Konkurrenz ebenbürtiges Vektorzeichenprogramm werden. Doch dafür müssen die Import/Export-Filter noch vervollständigt und erweitert werden, die bereits erwähnte Textunterstützung soll besser werden und neue Features wie Transparenzeffekte, Vektorfüllmuster, CMYK und Farbmanagement sind angedacht.
Es gibt also noch viel zu tun und Bernhard ist Hilfe sehr willkommen. Gerade die Filter eignen sich seiner Ansicht nach für den Einstieg, da sie kein so großes Wissen über die Sketch-Interna voraussetzen.
Weiterhin gibt es bereits eine französische Dokumentation, die ins Englische übersetzt werden sollte und auch Hilfe mit der Webpage ist erwünscht.
Doch nicht nur auf die klassische Art und Weise, also durch freiwillige Arbeit, kann die Entwicklung von Sketch unterstützt werden.
Bernhard Herzog arbeitet bei Intevation [13], einer deutschen Firma, die sich auf Freie Software spezialisiert hat. Auch wenn Intevation es Bernhard Herzog oft möglich macht, während seiner Arbeitszeit Sketch weiterzuentwickeln, ist dies natürlich nur begrenzt machbar.
Daher hat Intevation nun ein von der Sketch-Homepage erreichbares Online-Konto eingerichtet, über das es möglich ist, in Schritten von 10 USD direkt Zeit für die Sketch-Entwicklung zu kaufen. Dies sind weniger Spenden als vielmehr eine Investition in zukünftige Möglichkeiten, die durch Sketch gewonnen werden.
Ähnliche Ansätze werden oft als "Trinkgeld-Kultur" bezeichnet, es geht also um die freiwillige Zahlung eines erträglichen Betrages aufgrund des Verständnisses, daß es auch morgen noch möglich sein soll, auf diese Dienstleistungen zurückzugreifen.
Wem also die Zeit oder das Know-How fehlt, selber für Sketch aktiv zu werden, der kann Bernhard Herzog für sich arbeiten lassen, indem er ihm durch seine finanzielle Unterstützung Zeit für die Sketch-Entwicklung kauft.
Angesprochen darauf, was in dem Sketch-Feature erwähnt werden solle, kam Bernhard Herzog übrigens auf die möglicherweise drohenden Patentprobleme zu sprechen.
Adobe hält beispielsweise einige US-Patente bezüglich der Transparenz-Features von PDF 1.4 und anderer Teile für PDF >= 1.3. Zwar verlangt Adobe (momentan) keine Lizenzgebühren, aber nur, sofern diese Algorithmen zur Verarbeitung von PDFs verwandt werden. Das könnte bedeuten, daß Sketch diese Features nicht implementieren kann, da es ja nicht primär zur Verarbeitung von PDF-Dateien gedacht ist.
Auch im Bezug auf das "Scalable Vector Graphics" (SVG) Format ist nicht klar, inwiefern Patentprobleme für Freie Software bestehen.
Insofern kann es sein, daß zumindest einige Features von Sketch in den USA nicht für kommerzielle Zwecke eingesetzt werden dürfen. Selbiges gilt für Europa, sollten diese Patente auch hier Gültigkeit erlangen.
Wer die Eurolinux-Petition [14] noch nicht unterschrieben hat, dem sei nahegelegt, dies schnellstmöglich zu tun, um die Bewegung gegen Softwarepatente in Europa zu unterstützen.
Da die Frage immer wieder gestellt wird, möchte ich noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, daß die Brave GNU World auch über Freie Software berichtet, die nicht Teil des GNU-Projekts ist. Grundsätzlich können alle Freien Software-Projekte in der Brave GNU World ihren Platz finden.
So, damit ist es genug für heute, natürlich soll auch die übliche Bitte um Kommentare, Ideen, Rückfragen und Anregungen an die übliche Adresse [1] nicht fehlen.
Info
|
[1] Ideen, Anregungen, Kommentare an die Brave GNU World: column@brave-gnu-world.org
[2] Homepage des GNU-Projektes: http://www.gnu.org/ [3] Homepage von Georg's Brave GNU World: http://brave-gnu-world.org [4] "We run GNU" Initiative http://www.gnu.org/brave-gnu-world/rungnu/rungnu.en.html [5] "Ganesha's Project" Homepage: http://www.ganeshas-project.org [6] Logidee-tools Homepage: http://www.logidee.com/tools/ [7] HTMLDOC Homepage: http://www.easysw.com/htmldoc/ [8] HTMLDOC PDF-O-Matic: http://www.easysw.com/htmldoc/pdf-o-matic.php [9] Fast Light ToolKit Homepage: http://www.fltk.org [10] GNU Passwords On Card Homepage: http://poc.crackinghacking.de [11] GNU Software-Verzeichnis: http://www.gnu.org/software/ [12] Sketch Homepage: http://sketch.sourceforge.net [13] Intevation Homepage: http://www.intevation.de [14] Eurolinux Petition: http://petition.eurolinux.org |
Please send FSF & GNU inquiries & questions to
gnu@gnu.org.
There are also other ways to contact the FSF.
Please send comments on Georg's Brave GNU World (in English or German) to
column@gnu.org,
send comments on these web pages to
webmasters@www.gnu.org,
send other questions to
gnu@gnu.org.
Copyright (C) 2001 Georg C. F. Greve
Permission is granted to make and distribute verbatim copies of this transcript as long as the copyright and this permission notice appear.
Last modified: Sun Jun 17 17:37:39 CEST 2001