[DE |
EN |
FR |
JA |
ES |
KO]
Willkommen zur 24. Ausgabe von Georg's Brave GNU World. Dies ist
tatsächlich bereits das zweijährige Jubiläum und es
gibt ein paar Dinge dazu zu sagen. Vorher allerdings habe ich eine
recht bunte Mischung aus Themen für diesen Monat
zusammengestellt.
Die starke GNOME-Integration ist dabei gewollt, da GNU Paint anstrebt, eine Erweiterung des GNOME Desktops zu sein und zu den Zukunftsplänen zählt u.A., gpaint zu einer Bonobo-Komponente zu machen. So können auch andere GNOME-Applikationen wie z.B. Gnumeric auf die Funktionalität von gpaint zurückgreifen.
Als offizielles GNU Projekt kann es nicht weiter überraschen, daß GNU Paint der GNU General Public License untersteht. Was die weitere Entwicklung angeht, so wünscht sich Andy hautpsächlich Hilfe von Übersetzern, um die Internationalisierung weiter voranzutreiben; das Programm selbst ist ansonsten bereits gut einsetzbar.
Das GNU Bug Tracking System selbst ist eines der robustesten verfügbaren Bug-tracking Systeme und wird von Projekten und Unternehmen weltweit eingesetzt. Seine Funktion ist, Benutzern eine einfache Möglichkeit zu geben, Bugs zu melden, die dann von den Entwicklern behoben werden können. Dabei ist eine der Hauptfunktionalitäten die Koordination der Zusammenarbeit. Für die Entwickler wird die Gefahr von simultanen Mehrfachlösungen reduziert, während ein Benutzer die Möglichkeit hat, zu prüfen, ob der Fehler eventuell schon bekannt ist, bzw. ob sich jemand des Problems angenommen hat.
Die letzte stabile Version von GNATS stammt aus dem Jahr 1993 und um die offizielle Entwicklung war es recht still. Doch nun hat auch GNATS mit Milan Zamazal einen neuen Maintainer gefunden und es ist zu erwarten, daß es in absehbarer Zeit eine neue stabile Release geben wird.
Hauptproblem für die beiden neuen Maintainer und die Gruppe von Freiwilligen ist die Einarbeitung der vielen Patches, die im Laufe der Zeit entstanden sind. Dabei kommt es natürlicherweise zu Konflikten und zudem soll bei diesem Prozeß möglichst kein Know-How verloren gehen. Als hauptsächlich benötigte Unterstützung gibt Gerald daher auch weitere Entwickler an.
Üblicherweise erlauben es die Daemonen, spezifizierte Programme zu einer bestimmten Uhrzeit, einem Datum oder Wochentag auszuführen und schicken nach Vollendung dem Benutzer eine Email mit dem Ergebnis des Programms. Auch die Angabe von Periodizitäten wie etwa "alle 2 Stunden" oder "jede Minute" gehören zu den normalen Fähigkeiten.
Fcron von Thibault Godouet erweitert diese jedoch um einige interessante Punkte. Zunächst ist es möglich, die Ausführung eines Programms von der System-Load, also der Belastung des Systems, abhängig zu machen. Zudem unterstützt es die Angabe eines Feldes, in dem der Empfänger der Ausgabe-Mail spezifiziert wird, Mails gehen also nicht mehr zwingend an den ausführenden Benutzer.
Weiterhin gibt es ein Feld für nice-Values, in dem die Priorität des gestarteten Prozesses direkt angegeben werden kann. Sehr interessant ist auch die Möglichkeit, neben Zeiträumen auch die Ausführhäufigkeit anzugeben. Dies ermöglicht z.B. den Start eines Programmes "einmal am Tag entweder zwischen 3:00 und 6:00 oder zwischen 19:00 und 22:00".
Besonders Computer, die nicht permanent angeschaltet sind, ist zudem die Kopplung an die uptime anstatt die normale Uhrzeit vorgesehen. So kann dafür Sorge getragen werden, daß ein Programm z.B. nach 24h Betrieb eines Rechners gestartet wird.
Um bei der Vielzahl der Optionen nicht den Überblick zu verlieren, ist es zudem möglich, Angaben für mehrere Zeilen zu machen, und Jobs lassen sich auch serialisieren, um zu verhindern, daß sie parallel laufen.
Momentan befindet sich fcron noch in der Betatest-Phase, ist aber bereits recht stabil. Daher ist das angepeilte Ziel auch zunächst, es gründlich zu testen und eine stabile Version herauszubringen. Gerade für die Aufgabe des Testens unter verschiedenen Umgebungen und Situationen sucht Thibault noch Freiwillige.
Christian Obrecht, Autor von Euklides, sieht die größte Zielgruppe in Mathematik-Lehrern, die wie er LaTeX benutzen. Doch auch Schüler und Studenten können davon profitieren. Dank dem mitgelieferten euk2eps-Shellskript ist es möglich, direkt Encapsulated Postscript-Files aus den Euklides-Kommandos zu erzeugen, die dann z.B. mit ghostview betrachtet werden können.
Vorteil von Euklides gegenüber anderen Programmen zur Darstellung euklidischer Geometrie wie z.B. DrGeo oder Kseg ist nach Angaben des Autors vor allem deren Beschränkung auf WYSIWYG, da dies nicht die beste Methode ist, um geometrische Darstellungen zu beschreiben. Da eine grafische Oberfläche sich gelegentlich jedoch durchaus als hilfreich erweist, plant er, ein X11 Frontend basierend auf GTK+ zu schreiben - dadurch werden die Grafiken dann interaktiv veränderbar.
Das nächste Projekt könnte vor allem für Benutzer interessant sein, die ihre Emails wie ich mit dem EMACS lesen & schreiben.
Obwohl es bereits Projekte auf diesem Gebiet gab, war John mit keiner der Lösungen wirklich glücklich und kam letztlich dazu, seine eigene Lösung zu schreiben. Dabei ging es ihm vor allem darum, daß es sehr komfortabel sein sollte, Anhänge für MIME-Mails zu erstellen bzw. von eingehenden Emails abzuhängen. Aus diesem Grund wurde Etach dahingehend geschrieben, ein paar sehr häufig vorkommende Aufgaben einfach zu erledigen, wobei diese über viele Optionen an eigene Bedürftnisse angepasst werden können.
Etach arbeitet mit allen Versionen des EMACS zusammen, besitzt keine einschränkenden Abhängigkeiten und ist auch daher sehr einfach zu installieren. Dies dürfte es gerade für Einsteiger in den EMACS sehr erstrebenswert machen.
Der Status von Etach kann als nahezu abgeschlossen betrachtet werden, John selber plant keine größeren Erweiterungen mehr, obwohl er durchaus willens ist, Anregungen umzusetzen. Obwohl Etach im moment offiziell als "Beta-Release" verfügbar ist, wird es vermutlich bald eine stabile Release geben, da schon seit Monaten kein Fehler mehr gemeldet wurde.
GNU Serveez stellt Routinen und Hilfe für IP-basierte Server (TCP, UDP und ICMP) zur Verfügung sowie auch "Named Pipes" für alle verbindungsorientierten Protokolle. Es demonstriert in portabler Art und Weise die verschiedenen Aspekte der Netzwerkprogrammierung und läuft nachweislich auf GNU/Linux sowie anderen 32-bit und 64-bit Unices und unter Microsoft Windows (9x/ME/NT/2000). Zu den lustigeren Erfahrungen bei der Portierung zählt nach Ansicht der Autoren übrigens auch die Begrenzung einiger Windows-Systeme. So kann Windows 95 beispielsweise systemweit nicht mehr als 100 TCP-Verbindungen gleichzeitig handhaben.
Der Benutzer kann GNU Serveez dazu verwenden, eigene Server zu implementieren oder aber, um zu verstehen, wie Server funktionieren. Als Veranschaulichungsmaterial können dabei auch die in GNU Serveez bereits enthaltenen Server dienen. Es stehen u.A. ein sehr schneller und leicht zu konfigurierender HTTP Server, ein sehr sauber implementierter IRC Server oder eine Gnutella Spider zur Verfügung. Da GNU Serveez komplett der GNU General Public License untersteht, können die Routinen auch direkt für eigene Projekte eingesetzt werden.
Es sollen auch speziell Leute, die Interesse an exotischen Dingen haben, mit GNU Serveez angesprochen werden. So gibt es einen TCP-over-ICMP Tunnel, der hervorragend funktioniert. Außerdem können bei GNU Serveez alle Protokolle auf nur einem Port laufen.
Dennoch wurde viel Wert auf eine einfache und übersichtliche Installation und Konfiguration gelegt, um es auch normalen Benutzern möglich zu machen, GNU Serveez zu verwenden. Dies beizubehalten bzw. noch besser zu gestalten ist auch eines der Augenmerke bei der weiteren Entwicklung.
Weiterhin wollen die Entwickler die Funktionalität gerne über eine libserveez Bibliothek anderen Prozessen zur Verfügung stellen und den Server so umstellen, daß er dynamisch über Module erweiterbar wird. Außerdem wird darüber nachgedacht, von Scheme als Konfigurationssprache zu Guile umzusteigen.
Für den Heimanwender könnte interessant sein, daß zu den Plänen auch gehört, einen in seiner Konfiguration sehr leicht zu verstehenden DNS-Server für Netzwerke zu Hause zu schreiben, der seine Funktionalität auch nach dem online/offline-Status des lokalen Netzwerkes ausrichtet.
Damit komme ich zu einem Projekt, welches ich persönlich für sehr wichtig halte.
Das Projekt ist modular angelegt und mehrere Module können bereits direkt verwandt werden, während andere als erweiterbare bzw. anpaßbare Basis vorliegen. Module sind dabei z.B. "Human Resources", ""Financials", "Customer Relationship Management (CRM)" oder "Enterprise Resource Planning (ERP)".
Augenblicklich besteht der bereits funktionale Kern aus GNUe Forms, der GUI-Engine, GEAS, dem Application-Server und libGDA, der Bibliothek zur Abstraktion der Daten. An GNUe Reports, dem Report-Server sowie GNUe Integrator, dem "Enterprise Application Integration (EAI)" Tool wird im Moment gearbeitet. In der Planungsphase befinden sich z.B. EWOK, die Fax, Email usw. Kommunikations-Engine sowie GNUe Workflow für das Workflow-Management. Es gibt auch Ansätze zum Load-Balancing und Gespräche über einen Transaction-Processor.
Ursprünglich richtete sich das Projekt an kleine bis mittlere Unternehmen, doch die Orientierung ist nun auf Unternehmen jeder Größe und Art erweitert worden. Allerdings ist schnell ersichtlich, daß es sich dabei um ein gewaltiges Projekt handelt, was auch das Hauptproblem darstellt. Im Moment arbeiten an dem Projekt neben Derek ein Kernteam aus Freiwilligen sowie Angestellten aus etlichen größeren Computerunternehmen, Universitäten und staatlichen Stellen der USA.
Um eine möglichst gute Portabilität zu gerwährleisten, wurde auf XML aufgebaut und GNUe läuft auf Unix (GTK+ oder Motif), Win32, Mac, Curses und dem Web. Da Entwickler aus allen Ecken der Welt daran beteiligt sind, ist auch die umfassende Internationalisierung eines der Ziele des Projektes.
Herausragend ist an diesem Projekt noch die fundierte und sehr bewußte Orientierung auf Freie Software. So wurde ausdrücklich auf die GPL anstatt der Lesser GPL gesetzt und lieber eine vernünftige Isolation von proprietärer Software mittels CORBA angestrebt, als eine Einschränkung der Freiheit in Kauf zu nehmen. Es ist zudem eines der Prinzipien des Projekts, daß alle aktiven Entwickler ihr Copyright der Free Software Foundation geben, um auch hier die Langfristigkeit zu sichern.
Da auf diesem Gebiet bisher fast ausschließlich proprietäre Software zur Verfügung stand, ist es ein außerordentlich wichtiges Projekt, das langfristig dazu führen kann, Freie Software in jedes Unternehmen zu tragen.
Damit komme ich zum letzten Beitrag für diesen Monat, der mir persönlich außerordentlich am Herzen liegt.
Doch die Kolumne hat sich nicht nur erhalten, sie weitet sich sogar noch weiter aus. Mit Lee Jong Keun und Ki-Young Choi haben sich zwei Übersetzer ins Koreanische der "Brave GNU World Familie" angeschlossen, wodurch die Kolumne nun sechssprachig ist. Zudem wird sie scheinbar noch im koreanischen Linux-Magazin abgedruckt, was die Anzahl der Zeitschriften, in denen sie monatlich erscheint auf 4 erhöht (Linux-Magazin Deutschland & U.K., Linux-Magazine France und nun auch in Korea). All dies wäre nicht möglich gewesen ohne die Hilfe all der Freiwilligen, die im Hintergrund als Testleser, Übersetzer, Scouts und moralischen Unterstützer tätig sind. Dieses Jubiläum ist genauso euer Verdienst und dafür möchte ich mich bei euch bedanken!
Doch ich würde gerne noch einen Schritt weiter gehen - jedoch ist meine Zeit aufgrund meiner Arbeit für die Free Software Foundation Europe recht begrenzt.
Daher suche ich jemand oder eine kleine Gruppe von Leuten, die Lust haben, die Brave GNU World Website [3] zu betreuen, bzw. weiter auszubauen. Zunächst geht es natürlich darum die Seite zu pflegen, da mir zunehmend die Zeit dazu knapp wird. Das Design ist zwar nicht schlecht, kann aber noch verbessert werden. So kamen von Osvaldo La Rosa beispielsweise Ideen dazu, wie die Lesbarkeit für sehbehinderte Leser der Kolumne noch verbessert werden kann. Außerdem möchte ich die Seite gerne langfristig zu einem echten interaktiven Forum ausbauen, in dem weiterhin die Kolumne monatlich in allen ihren Sprachen erscheint. Es soll aber auch beispielsweise eine "Speakers Corner" geben, in der ausgewählte Essays zu einigen Themen veröffentlicht werden. Auch die Integration und das Layout der "We run GNU" Kampagne [4] kann definitiv eine Überarbeitung vertragen.
Wer sich dem gewachsen fühlt und Lust hat, sich einzubringen, der möge sich bei mir melden [1].
Ansonsten hoffe ich, daß dies nicht das letzte Jubiläum war, das die Brave GNU World erlebt. Nächsten Monat geht es auf jeden Fall weiter... Anregungen, Kommentare, Ideen, interessante Projekte und Lebensgeschichten sind mir wie immer per Email [1] willkommen.
Infos |
[1] Ideen, Anregungen, Kommentare an die Brave GNU World:
column@gnu.org
|
Please send FSF & GNU inquiries & questions to
gnu@gnu.org.
There are also other ways to contact the FSF.
Please send comments on Georg's Brave GNU World (in English or German) to
column@gnu.org,
send comments on these web pages to
webmasters@www.gnu.org,
send other questions to
gnu@gnu.org.
Copyright (C) 2000,2001 Georg C. F. Greve
Permission is granted to make and distribute verbatim copies of this transcript as long as the copyright and this permission notice appear.
Last modified: Wed Feb 21 00:11:31 CET 2001